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Dr. Harald Imgart (39), Facharzt für Psychotherapeutische
Medizin,
Sind die beiden Fälle typisch
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Bei einer Magersucht ist es typisch, dass die Betroffene sich lange Zeit nicht eingesteht, an einer Ess-Störung zu leiden. Typisch ist auch, dass Angehörige von Magersüchtigen lange Zeit die Krankheitssymptome ebenfalls nicht wahrnehmen. Sie lassen sich von der besonderen Leistungsfähigkeit der Erkrankten blenden. Erst wenn schwerste körperliche oder soziale Symptome auftreten, kommen Magersüchtige in Behandlung. Bei der Bulimie ist es anders. Die Betroffenen wissen sehr wohl, dass sie an einer Ess-Störung leiden. Sie schämen sich jedoch und versuchen, ihr Leiden zu verbergen. Woran erkennt man eine Ess-Störung?Viele Betroffene sagen, dass sie sich zwanghaft mit dem Essen und Zählen von Kalorien beschäftigen. Hinzu kommt eine große Furcht vor dem Dickwerden und eine ausgeprägte Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. In letzter Zeit beobachten wir sowohl bei der Anorexie (Magersucht) als auch bei der Bulimie einen regelrechten Missbrauch von sportlichen Aktivitäten. Exzessives Sporttreiben dient dabei ausschließlich dem Ziel, nicht dicker zu werden. Spielt der herrschende "Schlankheitswahn" dabei eine Rolle?Die Zunahme von Ess-Störungen hängt ganz eindeutig mit dem gesellschaftlichen Schönheits-Ideal zusammen. Hier spielen die Medien eine große Rolle. Sie verbreiten das, was als schick und schön gilt. Und britische Ärzte haben in einer Studie festgestellt, dass das Einstiegsalter für die Droge Diät immer jünger wird. Es gibt neueste Schätzungen, nach denen mittlerweile jede vierte Frau zwischen dem 14. und 35. Lebensjahr essgestört ist. Können Sie das bestätigen?Die offiziellen Zahlen sagen: 5 Prozent aller Frauen zwischen 14 und 35 leiden an einer chronischen Magersucht oder Bulimie. Davon bleiben die meisten unbehandelt. Besonders bei Jugendlichen ist eine Zunahme bei der bulimischen Ess-Störung zu sehen. 15 Prozent leiden an einem risikohaften Essverhalten und sind gefährdet, ernsthaft daran zu erkranken. Gibt es bestimmte familiäre Konflikte, die eine Ess-Störung begünstigen?Es gibt einen Zusammenhang zwischen bestimmten familiären Konstellationen und Magersucht oder Bulimie. Dabei geht es immer um Leistung, Druck und Selbstwertgefühle. Insgesamt sehe ich in der zunehmenden Verunsicherung in Familie und Gesellschaft eine Ursache für die Entstehung von Ess-Störungen. Die Jugendlichen müssen heutzutage eine viel höhere Anpassungsleistung vollbringen. Da kann eine Kontrolle über das Essen "helfen", in einer unsicheren Welt so etwas wie einen Halt zu finden. Ist es wahr, dass auch zunehmend Männer davon betroffen sind?Wir haben sogar einen eigenen Behandlungsschwerpunkt dafür eingerichtet. Die Statistik sagt, bis zu 10 Prozent aller Essgestörten sind Männer. Auch sie sind verunsichert.
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Hier finden Sie Hilfe: ANAD e.V. Beratungsstelle für Eß-Störungen Seitzstraße 8 80538 München Tel.: 0 89 / 24 23 99 60 vermittelt Adressen und Kontakte in der ganzen Bundesrepublik. iim Internet. www.ANAD-pathways.de
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(Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch die LAURA-Redaktion der Heinrich Bauer Achat KG in Hamburg Erschienen in LAURA Heft 16 am 8.4.2002) ã Verlagsgruppe Bauer
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