Wie Eltern und Angehörige von Essgestörten empfinden

Nach mehreren Gesprächen mit Eltern und Angehörigen wurden übereinstimmende Gefühle, Gedanken Hoffnungslosigkeit, Wut, immer wiederkehrende Enttäuschungen und sogar Hass beobachtet. Am Beginn steht der Gedanke, dass bald alles vorbei und wieder gut ist. Dann kommt die erste Enttäuschung und der Gedanke “Was haben wir bloß falsch gemacht?”

Je weiter die Krankheit fortschreitet, kommen diese Gedanken immer öfters. Je mehr man sich mit dieser Krankheit auseinander setzt (Bücher liest, Vorträge besucht usw.) muss man feststellen, dass es zum großen Teil nicht immer an den Eltern/Angehörigen liegt, sondern dass sich die jungen Leute selbst in diese Krankheit flüchten. Die Gründe dafür sind sehr differenziert und dabei letztlich doch auch wieder nicht so unterschiedlich. Der Krankheitsverlauf und die Veränderungen des/der Kranken dagegen sind fast identisch. Die Auseinandersetzungen im Elternhaus sind in den meisten Fällen an der Tagesordnung. Die Kranken suchen sich den schwächeren Teil der Familie, das ist meistens die Mutter aus, an der sie ihre Aggressionen ablassen können.

Jetzt kommt noch die Hilflosigkeit dazu. Denn alles Reden und Handeln ist sinnlos, solange der/die Kranke nicht selbst aus dieser Suchtkrankheit heraus möchte. Sie denken meistens nicht daran, dass sie anderen mit ihrer Art oft sehr wehtun. Manchen tut ihr Handeln oft leid und sie ziehen sich immer mehr zurück. Zweifel und Selbstvorwürfe machen sie mit sich selbst ab.

Die Eltern spüren oft den verzweifelten Kampf, wenn die Betroffenene zwei Schritte vor und drei zurückgehen. Vielen Eltern wächst dieses über den Kopf hinaus. Sie werden selbst stark gesundheitlich angeschlagen und es ist nicht selten, dass eine Ehe dadurch auch zerbricht. Mit anderen darüber reden können sie oft nicht, da ein Außenstehender nicht nachvollziehen kann was es heißt, wenn das Kind oder der junge Mensch nichts mehr isst (Magersucht) oder enorme Mengen an Nahrungsmitteln vertilgt (Fresssucht) und diese gegebenenfalls wieder erbricht (Bulimie). Die Antworten darauf sind meistens: "So schlimm wird es schon nicht sein.” Viele Eltern müssen jahrelang die Schulden ihres Kindes, die sich aus ihrer Sucht - z.B. durch Unmengen an Lebensmitteleinkäufen - ergeben,  bezahlen. Therapiemöglichkeiten für Eltern/Angehörige gibt es keine. Selbst Therapeuten, die speziell auf diese Krankheiten ausgebildet und geschult sind, sind rar und die Wartezeiten für einen Therapiebeginn sehr lang.

A.H.     Januar 2001

 

 

 

 

 

 


Wann sind wir endlich am Ziel ?

 

 


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Zuletzt aktualisiert am: 18. Februar 2014 10.24 Uhr